Das Leben schmeckt nach Nuss und Schokolade

Julia Fischer: Der Geschmack unseres Lebens Foto:Fritzen-Einfeldt

Fischer, Julia
Der Geschmack unseres Lebens
Müchen: Droemer Knaur, 2019

Standort: SL
Signatur: FISC

Ella ist fünf, als ihre Mutter den Freitod wählt. Bis sie erwachsen ist und selbst schon Mutter zweier Kinder, wusste sie nichts vom Suizid. Ihr Vater hat versucht, dieses Wissen vor ihr geheim zu halten. Ella widmet bis zum Krebstod des Vaters ihr ganzes Leben dem Versuch, die familieneigene Haselnussplantage in der Nähe von Turin am Laufen zu halten. Ihr Bruder Danilo, zwei Jahre älter, findet an dem Tag, als er zum Militärdienst muss, den Polizeibericht und erzürnt sich daraufhin derart mit seinem Vater, dass er jahrelang untertaucht. Er begibt sich in den folgenden Jahren auf Spurensuche, um den Freitod seiner Mutter besser verstehen zu können, während seine Schwester ihr eigenes Leben und Glück für ihren Vater opfert.

Die Mutter hat, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt, an einer bipolaren Störung gelitten. Was sie ihren Kindern hinterlassen hat, ist ein Rezeptbuch mit Kuchen- und Pralinenrezepten und die bedingungslose Liebe zu der Geschichte „Der Zauberer von Oz“, die sich auch bei Ellas Kindern fortsetzt.

Ella macht sich nach dem Tod des Vaters mit einer Chocolaterie selbständig, ihr Bruder arbeitet nach dem Verkauf der Plantage bei dem neuen Besitzer Michele und dessen Familie. Er wohnt bei dem Nachbarn Salavtore, der im Krieg seine große Liebe und sein ungeborenes Kind im Widerstand verloren hat.

Salvatore gehört zu den  9 alten Männern vom Stadtplatz. Es sind alte Männer, aus jedem Bezirk der Stadt ein Mitglied, die sich jeden Abend draußen auf dem Markt treffen. Sie spinnen Intrigen und sind die heimlichen Regenten der Stadt und spielen somit auch für Ella und ihre Umgebung sehr eine wichtige Rolle. Die  200 Jahre alten Liebesbriefe, die Micheles Mutter  hinter einer Marienstatue gefunden hat und die an Ellas Urahnin gerichtet waren, bestärken Ella darin, ihren eigenen Träumen zu folgen und nicht zu warten bis es zu spät im Leben ist. Diesen Briefen verdankt sie die Entdeckung des i-Tüpfelchens für ihren legendären Nusskuchen „torta die nocciole“. Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz in diesem Buch.

Dieses Buch hat mir Spaß gemacht. Ich hatte fast das Gefühl den Geschmack der „torta die nocciole“ auf der Zunge zu spüren und  die italienische Sonne im Gesicht. Und: ganz sicher, meine nächste Lektüre wird die Geschichte „Der Zauberer von Oz“ sein, denn diese Geschichte zieht sich durch den ganzen Roman.

Marie-Therese Fritzen-Einfeldt, Diplom-Bibliothekarin