Bagus, Clara Maria
Die Farbe von Glück – ein Roman über das Ankommen
München: Piper, 2020
Standort: SL
Signatur: Bagu
Bei diesem Roman kam ich ins Nachdenken über die Dinge, die in einem Leben wichtig sind. Zum Inhalt: Der Richter Jules zwingt die Krankenschwester Charlotte, sein eben geborenes kränkliches Kind gegen das gesunde Kind einer anderen Mutter auszutauschen. Wäre sie ihm nicht zu Willen, würde er dafür sorgen, dass sie ihren geliebten Ziehsohn, den kleinen Antoine, verliert. Diese Tat, die sowohl das Leben von Jules und seiner Familie, als auch das von Charlotte und Antoine nachhaltig verändert und prägt, hat Auswirkungen auf viele Beteiligte. Doch die Fügungen des Lebens zeigen, letztendlich kommt alles zu einem guten Ende.
Jules leidet sein Leben lang unter seiner Entscheidung, die er aus Sorge um seine Frau Louise getroffen hat, die schon drei Fehl-und Totgeburten hinter sich hat. Trotzdem ist er seiner vertauschten Tochter Florentine ein sehr liebvoller Vater und ermutigt sie, unbeirrt ihren eigenen Lebensträumen zu folgen.
Charlotte, die ebenfalls nur schwer mit ihrer Schuld leben kann, flieht mit dem kleinen Antoine, der im Alter von 6 Jahren von seiner depressiven Mutter alleine zurückgelassen wurde, in ein fernöstliches Land und versucht, dem Jungen eine gute Mutter zu sein und ihn zu einem tüchtigen jungen Mann zu erziehen, dessen Traum es ist, Chirurg zu werden.
Antoine trifft als junger Arzt auf die lungenkranke Ni Lou, die Tochter einer Perlentaucher – Familie. Sicher ahnen Sie jetzt schon, dass Ni Lou eines der vertauschten Kinder ist. Ihre Geburt, oder besser, ihr Leben mit ihrer Behinderung, hat das Leben ihrer Familie sehr zum Besseren gewendet. Denn die Familie ist in der Sorge um Ni Lou fest zusammengewachsen. Ni Lou lebt in den Traditionen ihrer Familie und ist glücklich und mit sich im Reinen.
Das Ende des Buches, das im Übrigen in einer undefinierbaren Zeit spielt, in der man noch tagelang zu Fuß und in Dampflokomotiven auf Reisen ist, in der es keine modernen Kommunikationsmittel gibt, wohl aber eine Lungentransplantation, war mir persönlich etwas zu viel Happy End.
Trotzdem empfehle ich diesen Roman wegen des ruhigen, nachdenklichen sprachlichen Stils und den sehr bedenkenswerten psychologischen und philosophischen Aussagen über das Glück, über Schuld und wie sich alles letzten Endes so fügt, wie es sein soll. Jeder hat seine ganz spezielle eigene Farbe des Glücks.
Marie-Therese Fritzen-Einfeldt
(Diplom-Bibliothekarin)
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